Wir sind Familie K. und wohnen in Lienz. Unsere beiden Töchter Tabea und Mirjam sind beide zu Hause zur Welt gekommen.
Wie sind wir auf die Idee gekommen, zu Hause zu gebären? Was/Wer hat uns in unserer Entscheidung bestärkt?
Unsere Entscheidung für eine Hausgeburt war eine Summe aus den folgenden Faktoren:
>Positive Erzählungen zur Hausgeburt von betroffenen Frauen:
Mein Mann Gernot hat einige KollegInnen, die ihre Kinder ebenfalls zu Hause geboren haben. Sie haben ihm ihre Erlebnisse erzählt und er war sofort begeistert. Ich war zu Beginn sehr skeptisch und meinte, das sei zu gefährlich. Erst als mir eine Bekannte ihre Hausgeburtsgeschichte erzählte, konnte ich meine Bedenken über Bord werfen.
>Negative Geburtserfahrung einer Bekannten im örtlichen Krankenhaus:
Zum selben Zeitpunkt hatten wir erfahren, dass es einer Bekannten meines Mannes im örtlichen Krankenhaus bei der Geburt ihres Kindes sehr schlecht ging. Sie fühlte sich vom Krankenhauspersonal nicht kompetent betreut.
>Persönliche Erfahrung im örtlichen Krankenhaus:
In der 32 SSW (erste Schwangerschaft) hatte ich vorzeitige Wehen und Blutungen und musste ins Krankenhaus. Der Arzt, der mich untersuchte, machte einen unprofessionellen, unfreundlichen Eindruck und war außerdem sehr ungeschickt bei der Untersuchung. Ich musste einige Tage im Krankenhaus bleiben. Bei der Visite waren sich die Ärzte in einigen Punkten uneinig und trugen ihre Konflikte vor den Patienten aus. Auch die hygienischen Bedingungen im Krankenhaus haben mich enttäuscht. Ich teilte mit 3 anderen Frauen ein Zimmer, was ich mir für ein Neugeborenes absolut nicht vorstellen konnte, vor allem, weil die anderen Patientinnen ja auch Besuch bekamen. Das Reinigungspersonal wirkte gestresst und an einem Tag wurde gar nicht geputzt. Kurz gesagt: Ich fühlte mich an diesem Ort nicht gut aufgehoben.
> Literatur zum Thema:
Ein weiterer ausschlaggebender Punkt, der uns in unserer Entscheidung bestärkte, war das Buch „Luxus Privatgeburt“ von Martina Eirich und Caroline Oblasser. In diesem Buch erzählen Frauen von ihren Hausgeburtserlebnissen.
>Die Erfahrung und Kompetenz der Hebamme:
Auch die langjährige Erfahrung unserer Hebamme Elisabeth Vierbauch, sowie die kompetente und liebevolle Betreuung in den Wochen vor der Geburt haben uns die Entscheidung erleichtert. Die Gewissheit, auch in den ersten Lebenswochen des Kindes eine Ansprechperson zu haben und nicht auf sich allein gestellt zu sein, hat uns in unserer Entscheidung zusätzlich bestärkt. Wir führten Gespräche mit unserer Hebamme Elisabeth. Diese waren sehr spannend und hilfreich. Ich ließ mich von ihr akupunktieren und stellte ihr sehr viele Fragen, sodass ich schließlich gut vorbereitet war. Auch mein Mann war bei einem Gespräch dabei. So konnten wir uns in ruhiger Atmosphäre auf das große Ereignis vorbereiten und unsere Hebamme kennenlernen. Die Person zu kennen, die uns bei der Geburt begleiten würde, war sehr beruhigend.
Aufgrund des positiven ersten Geburtserlebnisses haben wir uns beim zweiten Kind wiederum für eine Entbindung zu Hause entschieden.
Erzählung über die Geburten
Die Geburt von Tabea verlief schnell und ohne Komplikationen. Nachdem um 4 Uhr früh die Fruchtblase geplatzt war, kontaktierte ich Elisabeth. Da die Wehen noch nicht eingesetzt hatten, konnte ich auf ihre Empfehlung hin entspannt ein Bad nehmen und mein Mann bereitete alles Nötige vor. Als die Wehen einsetzten (um ca. 8 Uhr)kam Elisabeth für eine erste Untersuchung zu uns und brachte einige nützliche Dinge mit wie zum Beispiel einen großen Ball. Während der Wehen konnte ich darauf sitzen, was sehr angenehm und schmerzlindernd war. Um ca. 11 Uhr wurden die Wehen immer stärker. Ich war so froh, zu Hause in meiner vertrauten Umgebung sein zu können. Elisabeth sprach immer wieder ermutigende Worte und machte Vorschläge, wie der Prozess beschleunigt oder erleichtert werden konnte. Sie brachte auch einen Geburtshocker mit, den wir benutzten. Unsere Tabea kam schließlich um 14.35 Uhr in unserem Wohnzimmer zur Welt.
Die Zeit nach der Geburt war für mich sehr schwierig, da es mir psychisch sehr schlecht ging und es mit dem Stillen nicht klappte. Elisabeth hat mir eine sehr gute Ärztin empfohlen, die mit natürlichen Methoden arbeitet und mir sehr geholfen hat.
Die Geburt von Mirjam war noch entspannter als jene von Tabea.
Am Abend um ca. 18 Uhr merkte ich einen zunehmenden Druck nach unten. Um ca. 20 Uhr setzten die ersten leichten Wehen ein. Ich verständigte unsere Hebamme.
Die mittlerweile 16 Monate alte Tabea schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Es gab viele Wehenpausen, in denen ich ruhig auf unserer Couch liegen und sogar schlafen konnte. Mirjam kam schließlich um 1.44 Uhr zur Welt. Die Fruchtblase platzte erst sehr spät während der Geburt.
Schlussbetrachtung:
Das „bereits zu Hause sein“ habe ich als besonders schön empfunden. Nirgends hinfahren müssen, in der vertrauten Umgebung bleiben können.
Besonders angenehm habe ich die Möglichkeit zur Selbstbestimmung während des gesamten Geburtsverlaufes erlebt, d.h. selbst entscheiden zu können, was man zum Beispiel während der Wehenpausen macht (etwas essen, schlafen, die Lieblingsmusik hören,… was man zu Hause eben so macht).
Die Nachbetreuung habe ich als besonders positiv erlebt. In der ersten Woche (bei beiden Geburten) nach der Geburt besuchte uns Elisabeth jeden Tag. Sie kontrollierte das Gewicht, half beim Stillen, badete und pflegte die Babys, untersuchte mich und machte mehrere Rückbildungsmassagen. Sie zeigte uns auch die Babymassage und beantwortete alle unsere Fragen. Sie war auch zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar, sodass wir uns nicht alleingelassen fühlten. Ich habe durch die Betreuung sehr viel gelernt.
Wie hat mein Mann die beiden Hausgeburten erlebt?
Ich war von Anfang an überzeugt, meine Kinder zu Hause zur Welt bringen zu lassen. Darum, denke ich, konnte ich auch mit einem gewissen Gefühl der Sicherheit meine Frau unterstützen, sowohl in der Vorbereitung, als auch während der Geburten und in den Wochen danach. Mich nützlich machen zu können und nicht sinnlos den Gang eines Krankenhauses auf- und abrennen zu müssen, ist ein weiterer wichtiger Punkt, der mir lebhaft in Erinnerung geblieben ist. So war ich von Anfang an in dieses wunderbare und einmalige Geschehen voll involviert und konnte durch meine „Hilfsdienste“ (wie z. B. Entspannungsbad einlassen, massieren, Wasser zustellen, Plazenta einpacken,…) zum Gelingen zweier möglichst „entspannter Geburten“ beitragen.
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