Der Wunsch einer Hausgeburt wurzelte bereits während meines Au-pair Aufenthaltes in
England, 14 Jahre vor meiner tatsächlichen Entbindung. Mein kleiner Schützling damals
wurde nämlich in einem klitzekleinen Ort in der Nähe von Bath, bei Kerzenschein im
Wasser geboren und die Geschichte dazu klang wildromantisch. Daraufhin beschloss ich,
dass dies auch der Weg für mich und mein Kind sein soll.
Über die Jahre verschwamm die Erinnerung und während dem Beginn meiner
Schwangerschaft dachte ich mir, ich bring „das Ganze“(die Wortwahl spricht für sich) ohne
viel Aufsehens, im Krankenhaus hinter mich. Jedoch war es mir dabei ein Anliegen, dass
ich in dieser Zeit der Geburt, eine kompetente Person, eben eine Hebamme, an meiner
Seite zu haben. So lernte ich dann auch Elisabeth kennen.
Bei unserem ersten Gespräch stellte sich sehr schnell heraus, dass eine Begleitung der
Hebamme während der Geburt im Krankenhaus-Spittal an der Drau, leider nicht möglich
war und Elisabeth fragte mich, ob ich schon einmal über eine Hausgeburt nachgedacht
hätte. Wir unterhielten uns über die Vor- und Nachteile . Unter anderem fragte sie mich,
wie mein Lebensgefährte dazu stehe. Da ich mir ziemlich sicher war, dass er eher
skeptisch wäre, sagte ich ihr, dass ich es mit ihm besprechen und ihr dann Bescheid
geben würde. Als ich nun zu Hause das Thema „Hausgeburt“ auf den Tisch brachte, sagte
er sofort ja. Er selber wäre immerhin auch bei einer Hebamme zu Hause auf die Welt
gekommen und er befand es als gut.
Den Rücken gestärkt, konnten auch die unzähligen, kritischen Gegenstimmen, die ich von
vielen Seiten zu hören bekam, mich nicht mehr an meiner Entscheidung zweifeln lassen.
Natürlich habe ich auch versucht einer Entbindung im Krankenhaus offen und positiv
gegenüber zu stehen, sollten es die Umstände erfordern.
So hatte ich dann auch meinen Geburtsvorbereitungskurs bei Elisabeth, und war dadurch
auf alles gut vorbereitet.
Am Freitag, so ca. um 22:30 Uhr, bekam ich dann die ersten Wehen. Um mich zu
entspannen und um zu sehen, ob es sich um echte Wehen handelte, nahm ich ein Bad.
Danach legte ich mich schlafen bis ich dann um ca. 01:00 Uhr von intensiveren Wehen
geweckt wurde. Ich stand auf und begann alles für die Geburt vorzubereiten:
Zusammenräumen, Kerzen anzünden, Wehen veratmen usw…..
Die Wehen kamen in ca. vier-minütigen Abständen, in gleichbleibender Intensität. Um
05:00 Uhr weckte ich meinen Freund, damit er das Geburtsbecken vorbereiten konnte.
Eine halbe Stunde später beschlossen wir noch eine Runde am See spazieren zu gehen
und während dieses Spaziergang wurden die Wehenpausen wieder länger.
Um halb neun vormittags rief ich dann Elisabeth an um zu fragen was ich davon halten
solle. Sie erinnerte mich, dass das wehenauslösende Hormon tagsüber niedriger ist und
dass ich mich ausruhen und den Tag genießen sollte. Mein Freund und ich besuchten
dann tagsüber meine Mama, wo ich noch eine Massage genoss, wir gingen einkaufen und
liehen uns noch ein Video aus. Die Wehen traten zu diesem Zeitpunkt tagsüber in 10 bis
20- minütigen Abständen auf.
Gegen 19:00 Uhr fingen die Wehen dann wieder an intensiver zu werden. Mama und
meine Schwester, sowie ihre Kinder besuchten uns auch noch kurz. Als sie wieder
gegangen waren, nahm ich noch ein Bad und sogleich ging es richtig los.Mein Freund rief
schließlich um 20:30 Uhr Elisabeth an, dass sie bitte kommen möge.
Ich hatte sehr intensive Wehen, in kurzen Intervallen und versuchte diese mit einem tiefen
Ton zu veratmen. Des weiteren stellte mir vor, wie sich bei jeder Wehe mein Muttermund
wie eine Lotusblüte öffnet. Mein Plan war es, jede Wehe zu bejahen und willkommen zu
heißen, da sie mich meinem Baby näher bringen würde. Das war allerdings in Anbetracht
der Schmerzen gar nicht so einfach und doch merkte ich, dass mit dieser Einstellung der
Schmerz sehr viel erträglicher war, als in den Momenten in denen ich mich selbst
bemitleidete.
Um 21:30 Uhr war Elisabeth dann bei uns und schaute nach, wie weit wir schon waren.
Tatsächlich war mein Muttermund schon acht Zentimeter eröffnet. Sie erinnerte mich an
die Pferdeatmung, die sich als wirklich hilfreich hervortat. Ab diesem Zeitpunkt ist dann
alles etwas verschwommen. Ich glaube während der Austreibungsphase war ich im
Becken, denn dort waren die Wehen am Ärgsten, jedoch die Wehenpausen am
entspannensten. Elisabeth sagte mir, es wäre nun Zeit aus dem Becken zu kommen. Es
dauerte nicht lange bis die Presswehen anfingen. So schmerzvoll sie auch sind, so
befreiend sind sie! Endlich kann man aktiv etwas tun. Nach zwei oder drei
Positionswechsel brachte ich meine Tochter, Maja, am Gebärhocker zur Welt.
Als ich sie sah war ich einfach sprachlos und mein Gehirn war leer. Da war nur großes
Staunen über dieses perfekte, klitzekleine Menschlein, das da vor mir lag. Man kann
diesen Moment nicht in Worte fassen. Mein Freund schnitt die Nabelschnur durch. Dann
gab Elisabeth ihm Maja in den Arm und dieses kleine zerbrechlich wirkende und doch so
unendlich starke Wesen wurde ganz ruhig. Für mich, als auch für ihn, war diese Geburt
die wundervollste und überwältigenste Erfahrung, die wir bis jetzt machen durften.
Es gab keinen Zeitpunkt wo wir uns unsicher oder fremdbestimmt gefühlt hätten. Ich
wusste, ich bin dafür gemacht dieses Baby zu bekommen. Es zu Hause bei knisterndem
Feuer, in der Geborgenheit meines Daheims auf die Welt bringen zu dürfen, war ein
großes Geschenk, das mich noch immer mit tiefer Dankbarkeit erfüllt.
Ich bedanke mich herzlichst bei Elisabeth, die mir den nötigen Rahmen dafür gab und
mich aus jedem gemeinsamen Treffen ein Stück größer und selbstbewusster entließ,
sowie meiner Familie, die sich mit mir vom Thema Hausgeburt begeistern ließ und mir
dadurch eine unbeschreibliche Leichtigkeit ermöglichte. Am Meisten aber danke ich
meinem Freund von ganzem Herzen,dass er mich zu jedem Zeitpunkt, während der
Schwangerschaft als auch während der Geburt so unglaublich toll unterstützt hat und
immer für mich da war.
Das erste Jahr mit ihm und Maja war das Schönste in meinem Leben und ich hoffe dass
noch viele Folgen werden. Uns hat die Hausgeburt ein großartiges Fundament für
Autonomie und Selbstkompetenz als Eltern geschaffen.