Schon vor fast fünf Jahren wurde unsere zweite Tochter zu Hause geboren. Anbei einige Erinnerungen an diese Zeit.
Meine älteste Schwester hat drei ihrer Kinder zu Hause geboren. Ich bewunderte sie damals als eine mutige Frau, weil Hausgeburten so selten waren. Ich erlebte ihre Hausgeburten durch Berichte und Bilder als sehr positiv und friedvoll. Schon bei unserem ersten Kind dachte ich über eine Hausgeburt nach. In meiner neuen Heimat Kärnten, fand ich aber leider noch nicht den richtigen Kontakt. Bei all dem Neuen und Aufregenden, entschied ich mich dann doch für eine Geburt im Krankenhaus. Mein Wunsch nach einer natürlichen Geburt, war sehr groß. Zum Glück hatte ich das Buch „Die Hebammensprechstunde“ (von Ingeborg Stadelmann) gelesen und konnte so ziemlich gut vorbereitet und ohne medizinische Eingriffe unsere Tochter im Wasser gebären. Wir sind auch erst knapp vor der Geburt ins Krankenhaus gefahren, da ich die Ruhe zu Hause genoss.
Während der zweiten Schwangerschaft war ich mir sicher, dass ich diesmal eine Hausgeburt will. In der Stillgruppe lernte ich Mamis mit ihren Kindern kennen, die zu Hause geboren hatten. Das ermutigte mich noch mehr für eine Hausgeburt. Ich besuchte den Geburtsvorbereitungskurs von Hebamme Elisabeth Vierbauch und lernte sie kennen. Ich genoss die Zeit, die ich mir bewusst für das zweite Kind während der Kursabende nehmen dürfte. Zu Hause war ich nämlich mit meinem fast zweijährigen Mädchen sehr beschäftigt. Elisabeth besuchte uns einige Male zu Hause und betreute uns schon vor der Geburt. Es war sehr angenehm. Ich war froh eine Ansprechpartnerin zu haben. Mir tat es gut ganz persönlich, ohne Stress zu Hause betreut zu werden. Unsere Tochter freute sich auch immer auf ihren Besuch.
Mein Mann war mit meiner Entscheidung einverstanden. Er versprach dabei zu sein und mir zu helfen. Ihm war schon wichtig, dass das Krankenhaus in der Nähe ist, für den Fall eines unerwarteten Problems. Anderseits hatte er die Geburt unserer ersten Tochter schon miterlebt und wusste, dass es auch ohne „Technik“ funktioniert.
Wir machten einige Anschaffungen gemäß einer Liste von Elisabeth. Ich wünschte mir diesmal auch eine Wassergeburt und wir entschieden uns für ein aufblasbares Geburtsbecken. Mein Mann schrieb eine Liste für sich, mit allen meinen Wünschen (von Kerzenlicht bis zu meiner Lieblingsmusik) und seinen Aufgaben während der Geburt. Wir planten eben die Geburt. Uns war natürlich bewusst, dass sie nicht unbedingt genau nach diesem Plan ablaufen müsse. Und dann warteten wir.
Das Baby meldete sich endlich 12 Tage nach dem Termin, wir waren bereit zur Geburt. Und dann hatte mein Baby es eilig. Die Wehen fingen etwa gegen 2 Uhr 30 in der Früh an. Stark und regelmäßig. Zuerst weckte ich meinen Mann und sagte ihm, er soll mit den Vorbereitungen anfangen. Ich rief Elisabeth an und bat sie zu kommen. Unsere ältere Tochter wurde von einem Freund abgeholt und zur Oma gebracht. Wir hielten es für besser, wenn sie nicht dabei ist, wir hätten keine Zeit für sie gehabt. Sie machte wunderbar mit.
Ich ging unter die warme Dusche, dass Wasser war mir am liebsten während den Wehen . Mein Mann füllte das Geburtsbecken und heizte den Ofen im Wohnzimmer an. Die Fruchtblase platze und Fruchtwasser rann zuerst in der Dusche ab, später auch noch auf den Boden. Endlich war Elisabeth da. Ich freute mich sehr sie zu sehen. Ich war erleichtet und wusste mich in guten Händen. Ich durfte ins Becken und gleich pressen anfangen. Unser Baby hatte es etwas eilig, für mich war es zu schnell. Die Geburt dauerte nur etwa 2 Stunden. Mein Mann konnte nicht alles auf seine Liste abhaken. Z.B. die Kerzen und Musik blieben aus. Aber das Wichtigste war da; unsere kleine Tochter! Welch ein Glück! So ein riesiges Geschenk! Ein Wunder!
Langsam wurde alles ruhig. Ich legte meine Tochter an die Brust, wir lagen da, zu Hause, in vollkommener Ruhe und unserer vertrauten Umgebung. Herrlich! Schön! Ich genoss es sehr nur mit der eigenen Familie da zu sein, unsere Tochter im eigenen Rhythmus kennenzulernen. Ohne fremdes Personal, ohne beschränkten Privatraum. Elisabeth besuchte uns regemäßig. Untersuchte uns, hörte uns an, beantwortete Fragen. Und gab wunderbare Bauchmassagen, mir und dem Baby. Wir hatten einen schönen, zuerst etwas schnellen und dann ruhigen, Start mit unserem kleinsten Familienmitglied. Wir zu viert, zu Hause. Mit der liebevollen Begleitung von Elisabeth.
Im Nachhinein habe ich es etwas bereut und getrauert, dass ich nicht schon bei der ersten Geburt zu Hause geblieben bin. Mir war bewusst, dass wir die Tage nach der Geburt zu Hause viel entspannter verbringen hätten können, als damals im Krankenhaus.
Die natürlichen Geburten haben mich als Frau bestärkt. Ich bin fähig mit Schmerzen umzugehen, kann selbst meine Bedürfnisse spüren, kann selbst etwas bewirken und darf ganz im Vertrauen sein, und dass auch weil Gott mit mir ist, es wird gut!