Am Morgen des 15.01.2018 wachte ich sehr euphorisch auf. Dies war der errechnete Geburtstermin unseres Sohnes und ich war eigentlich sehr zuversichtlich, dass die Geburt bald losgehen wird. Ich hatte schon mehrere Wochen Vorwehen und war einfach bereit zu gebären. Gut vorbereitet auf unser großes Ereignis verging der Tag aber ohne besondere Vorkommnisse.
Ich wurde zunehmend nervöser. Abends ging ich meistens guter Dinge ins Bett und morgens wachte ich sehr enttäuscht auf – schon wieder haben die Wehen nicht eingesetzt. Eine Woche und unzählige fragende Anrufe von Bekannten und Verwandten später war unser Sohn immer noch nicht da. In jedem Ziehen sah ich ein Zeichen des Starts und war dann wieder enttäuscht wenn nichts passierte. So manövrierte ich mich in eine „teuflische“ Spirale. Gernot sagte mir ständig, dass ich mich nicht stressen soll, aber dies gelang mir einfach nicht. Eines Abends war mir einfach nur mehr zum Weinen und ich musste deprimiert losheulen. Aber selbst in diesem Gefühlsausbruch sah ich ein Zeichen, dass die Geburt jetzt losgehen wird, denn ich hab gelesen, dass dies manchmal ein Zeichen des Starts sein kann. Und so wachte ich wieder sehr enttäuscht am nächsten Morgen auf. Gottseidank kam Elisabeth an diesem Tag und gab mir sehr viel Kraft und sagte mir dass alles seine Zeit haben darf und ich Vertrauen haben soll. Dieses Treffen gab mir zumindest für ein paar weitere Tage des Wartens Zuversicht. Als ich 10 Tage über dem Termin war, hatte ich einen leicht blutigen Ausfluss was mich ebenfalls sehr beflügelte – ich rief Elisabeth an um ihr Bescheid zu geben, denn ich war mir sicher, dass es heute losgehen wird. Jedoch wachte ich am darauf folgenden Morgen immer noch schwanger auf. Mir ging es nicht gut, ich hatte einen immens großen Druck und zum anderen war ich einfach nur mehr demotiviert und wollte schon gar nicht mehr gebären.
Elisabeth und ich verabredeten uns am Nachmittag um der Geburt mit einer erneuten Akupunktur auf die Sprünge zu helfen. Als ich bei ihr ankam und sie mir sagte, dass sie mir auch einen Wehencocktail, den ich vor dem Schlafengehen zu mir nehmen soll, mitgeben wird, musste ich wieder einmal losheulen. In dem Moment fühlte ich mich als hätte ich komplett versagt und wäre nicht fähig zu gebären. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als dass alles ganz natürlich von statten geht – ohne in das Geschehen einzugreifen. Denn als ich das Wort Wehencocktail hörte, verband ich es sofort mit Weheneinleitung – dies war es aber nicht. Es sollte lediglich den Darm entleeren und dadurch die Gebärmuttermuskulatur anregen.
Und so verbrachten Gernot und ich noch einen letzten Abend zu zweit.
Noch bevor ich den Cocktail trank, musste ich auf die Toilette und eine Stunde danach hatte ich meine erste Wehe. Die vorangegangen Gefühle waren komplett verschwunden und ich fühlte mich wieder so bereit zu gebären wie zuvor.
Völlig aufgeregt konnte ich natürlich nicht mehr im Bett liegen. Außerdem musste ich ständig auf die Toilette und verbrachte so ca. zwei Stunden auf unserm Klo. Gernot lies mir dann zur Entspannung ein Bad ein und setzte sich zu mir ins Badezimmer. In einer Wehenpause sagte er dann, dass er es nicht ganz glauben kann, dass es jetzt tatsächlich losgeht. Mir ging es genau so – die ganze Situation war ein bisschen unreal und für mich schwer zu fassen. Ich veratmete eine Wehe nach der anderen so als hätte ich noch nie etwas anderes getan und dachte mir zwischendurch „okay wenn das die Schmerzen einer Geburt sind, dann find ich das voll aushaltbar“. Irgendwann musste ich aus der Wanne raus – ich ging dann in der Wohnung hin und her und tanzte mit Gernot. Ich war so glücklich und fühlte mich voller Kraft und Energie für die kommenden Stunden. Als ich nochmal in die Wanne wollte und mich auszog, ging der Schleimpfropf ab. Gernot und ich schauten uns in die Augen und lächelten uns an. Jetzt geht es also tatsächlich los. In dem Moment war ich so verliebt in meinen Mann und wusste, dass das was da jetzt passieren wird nur gut werden kann. Und es wurde auch alles gut. Wir riefen Elisabeth an und um vier Uhr morgens ist sie dann bei uns eingetroffen. Bis unser Sohn auf der Welt war dauerte es noch einige Stunden – er kam zu Mittag am 27.1.2018 zu uns.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dass da über mich kam und mir die Kraft verlieh diesen kleinen Mensch zu gebären. Und in der ganzen Zeit fühlte sich alles immer vollkommen richtig an. Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung sei oder dass es zu lange dauere. Denn diesmal wusste ich von ganz alleine, dass eben alles seine Zeit braucht. Ich wusste, dass mein Sohn und ich alles richtig machen.
Das Erlebnis Geburt war für mich die schönste und emotionalste Erfahrung, die ich je in meinem Leben gemacht habe. Mit den niedergeschrieben Gedanken möchte ich mich nochmal bei Elisabeth bedanken. Denn sie hat einen riesen Teil dazu beigetragen, dass ich den Geburtsschmerz als einen guten, positiven Schmerz empfunden habe. Denn nur durch diesen Schmerz kann ich jetzt meinen Sohn verliebt in die Augen blicken.
Danke Elisabeth.