Meine beste Freundin hatte auch zwei Hausgeburten und hat mir dieses Ereignis so positiv und angenehm geschildert, dass ich auch zu Hause gebären wollte. Mein Partner war zuerst nicht dafür, aber nach einem Gespräch mit dem Mann meiner Freundin hat er erkannt, dass eine Geburt zu Hause stressfreier und gemütlicher ist als im Krankenhaus.
Mein erstes Kind, ein Mädchen, war leider in Steißlage und so kam eine Hausgeburt in diesem Fall nicht in Frage. Zusätzlich hatten wir dann einen Notkaiserschnitt, weil beim zweiten Kontrolltermin in der 38. Woche plötzlich die Herztöne weg waren. Es hat sich dann Gott sei Dank herausgestellt, dass mein Baby gesund und alles in Ordnung war, aber der Schock war doch sehr groß und ich habe einige Monate gebraucht, um dieses Erlebnis zu verarbeiten.
Als ich mit meinem zweiten Kind, ein Bub, schwanger war habe ich wieder die Hausgeburt in Betracht gezogen, obwohl einem die Ärzte gerne einreden, dass man nach einem Kaiserschnitt nur im Krankenhaus auf normalem Weg gebären „darf“. Nur der Arzt beim Organscreening hatte eine andere Meinung und er hat mir meine Bedenken genommen und mich beruhigt.
Erstens war der Kaiserschnitt schon vier Jahre her, und mein erstes Kind eher klein, also würde auch das Zweite wahrscheinlich kein Riese werden. Und er hat gemeint, mit einer Narbe ist es wie mit einem Knochenbruch: es bleibt eine Schwachstelle, aber nur wenn auf diese Stelle sehr großer Druck ausgeübt wird, bricht es erneut.
Außerdem hatte ich bei den Vorstellungsterminen im Krankenhaus so eine Panik, dass wieder irgendetwas ist und der Alarm losgeht, dass ich die ganze Zeit geweint habe und total fertig war. Das hat natürlich auch mein Baby gespürt war sehr unruhig. Das hat mich noch mehr bestärkt, uns diesen Stress nicht anzutun.
So beruhigt und durch den Geburtsvorbereitungskurs und meine Hebamme Elisabeth bestens vorbereitet, ging ich positiv auf die Geburt zu. Mit vollem Vertrauen in die Natur, meinen Körper, meinen Partner und Elisabeth.
Mit neun Tagen Verspätung nach dem errechneten Geburtstermin begannen am späten Nachmittag die Wehen. Zuerst wollte ich gar nicht glauben, dass es jetzt endlich losgeht, aber nach einer Weile merkte ich, dass die Wehen in regelmäßigen Abständen kamen. Trotzdem habe ich zuerst noch meine Freundin angerufen, was ich tun soll. „Elisabeth anrufen und alles Gute“ hat sie gemeint. Das habe ich getan und mein Partner hat inzwischen unsere Leonie zur Oma gebracht. Elisabeth hat mir gesagt, ich soll in die Badewanne liegen, weil die Wehen ziemlich kurz waren, und sie dann wieder anrufen.
Während ich das Bad eingelassen habe hat Michael die vorbereiteten Sachen für die Geburt geholt und alles im Wohnzimmer hergerichtet. Ich habe mich mit einem Buch in die Wanne gelegt und er mit Zettel und Kuli bewaffnet vor den Fernseher. Er hat die Wehen und die Pausen mitgeschrieben und mir bald gesagt: jetzt kommt wieder eine. Als die Abstände kürzer wurden haben wir Elisabeth wieder angerufen und eine Stunde später war sie da. Da kamen die Wehen bereits alle zwei – drei Minuten.
Elisabeth hat nochmal kontrolliert, ob wir alles hergerichtet haben und dann ihre Utensilien ausgepackt. Wir haben dann verschiedene Haltungen ausprobiert, liegen kam für mich nicht in Frage. Dann bin ich noch einmal in die Badewanne gelegen, unter Aufsicht von Elisabeth. Michael hat den Ofen eingeheizt, damit es unser Baby schön warm hat. Dann habe ich mich auf den Boden vor die Couch gekniet und die Wehen erwartet. Michael hat sogar eine halbe Stunde geschlafen, ich war echt ein bisschen böse – wie kann er jetzt nur schlafen?
Dann hat es nicht lange gedauert bis die Presswehen angefangen haben. Diese haben zwei Stunden gedauert, und Elisabeth musste mich mit homöopathischen Mitteln unterstützen, damit meine Kraft nicht nachlässt. Da mein Damm so fest war und auch nicht einriss hat sie ihn schließlich nach Rücksprache mit mir mit den Fingern ein wenig zurückgeschoben und zwei Wehen später war Matteo da. Mit großen Augen lag er da und ich konnte gar nicht glauben, dass es jetzt vorbei war. Ich war ziemlich erschöpft, es war vier Uhr morgens, und es hat ein bisschen gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich ein gesundes, kleines Baby aus eigener Kraft und ohne medizinische und ärztliche Hilfe zur Welt gebracht habe. Was für ein Erlebnis, was für ein Gefühl!
Elisabeth hat sich um Matteo gekümmert und Michael um mich, dann umgekehrt. Ich habe mein Baby an die Brust gelegt und den Moment genossen, während Michael und Elisabeth aufgeräumt haben. Dann hat Elisabeth mir beim Duschen geholfen und hat mich mit Matteo ins Bett gebracht. Um ca. halb sieben Uhr morgens ist sie nach Hause gefahren, und am Nachmittag ist sie wieder gekommen um nach uns zu sehen. Zu Mittag hat Michael Leonie von Oma geholt und sie hat ihren kleinen Bruder freudig begrüßt. Michael hat sich um alles gekümmert, die Wäsche gewaschen, gekocht, mit Leonie gespielt und mir alles gebracht, was ich brauchte. Ich bin zwei Tage nur im Bett gelegen und habe es genossen.
Elisabeth ist in der ersten Woche jeden Tag gekommen, hat Matteo untersucht und gewogen. Ich bekam Rückbildungsmassagen und sie hat auch geschaut, ob alles gut heilt. Auch um meinen seelischen Zustand hat sie sich gekümmert und mir viele Tipps gegeben. Ich durfte sie jederzeit anrufen, wenn ich bei irgendwas unsicher war. Sie hat mir auch gesagt, welche Globuli bei welchen Problemen helfen und was man mit natürlichen Mitteln alles machen kann. Matteo wird im April zwei Jahre alt, aber die Tipps von Elisabeth kann ich heute noch gut brauchen.
Ich habe es sehr genossen, dass sich niemand getraut hat, mich daheim zu besuchen, außer den Oma’s, dadurch war es einfach ruhig und niemand hat die Zweisamkeit der ersten Tage gestört. Wir vier haben uns langsam an die neue Situation gewöhnt und es war für uns alle gut so.
Das würde ich jederzeit wieder so machen, weil man im Krankenhaus einfach keine Ruhe hat. Bei Leonie hatte ich eine Zimmergenossin, die hatte schon morgens um halb sieben Besuch, und am Abend waren einmal acht Leute da bis halb neun. Ständig kommen Schwestern oder Ärzte, alle haben Tipps, jeder sagt was Anderes und hat eine andere Meinung z.B. zum Stillen, zur Pflege und vielem mehr.
Eine Hausgeburt ist ein sehr privates, schönes und auch heimeliges Erlebnis, man ist in seiner kleinen Welt und alles außen herum wird total unwichtig. Und erst wenn man bereit ist, stellt man sich wieder dem Alltag und anderen Menschen. Ich kann nur jeder Frau empfehlen, auf sich selbst, eine gute Hebamme und auf die Natur zu vertrauen, sie hat es so eingerichtet, dass wir gebären können, ohne große medizinische Maßnahmen und Eingriffe.
Es ist gut, auf einen Arzt und ein Krankenhaus zurückgreifen zu können, wenn es nötig ist, aber eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und eine Geburt keine Operation. Es muss jede Frau für sich entscheiden, was sie möchte, aber eine natürliche Geburt zu Hause ist etwas Schönes und nicht gefährlich oder leichtsinnig. Und wenn Probleme vorhersehbar sind, wird jede gute Hebamme von der Hausgeburt abraten.
Michael und ich würden wieder eine Hausgeburt bevorzugen, da wir es als positives, schönes und sehr privates Ereignis erlebt haben und keine Sekunde das Gefühl hatten, Elisabeth hätte nicht alles im Griff.
Es freut mich immer wieder, wenn ich die Stelle in unserem Wohnzimmer anschaue, wo Matteo auf die Welt gekommen ist. Sie ist mein Lieblingsplatz und ich sitze beim Fernsehen immer dort. Und ich werde mich immer gerne daran erinnern, dass an diesem Platz etwas ganz Wunderbares stattgefunden hat.
Liebe Grüße an alle Mama´s und die, die es bald werden!
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