Liebe Elisabeth!
Gerne berichte ich dir von den Geburten unserer Kinder und ich freue mich, wenn mein Bericht das Verständnis für die ganz besonderen Vorgänge rund um die Geburt eines Kindes vertiefen kann.
Mein Name ist Monika, mein Mann heißt Heinz. Ich habe in die Ehe ein Kind mitgebracht (Jahrgang 1987), zusammen haben wir 5 Kinder (Jahrgang 1995, 1998, 2000, 2008 und 2010). Die zwei Jüngsten wurden zu Hause geboren.
Aber alles der Reihe nach:
Meine älteste Tochter bekam ich schon, bevor ich noch 18 wurde. Damals hatte ich absolut keine Ahnung, obwohl ich 8 Geschwister habe, davon 3 jünger als ich.
Die damalige Betreuung durch einen sehr alten Arzt beschränkte sich auf die notwendigsten Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen, Fragen getraute ich mich sowieso keine zu stellen und auch meine Mutter konnte mir nicht wirklich weiterhelfen, da das enge Vertrauensverhältnis fehlte.
Doch schon damals spürte ich, dass die Schwangerschaft ein Wunder ist und auch wenn dieses Kind nicht geplant war, so war es trotzdem von Anfang an tief mit mir verbunden.
Romana kam sechs Wochen zu früh zur Welt – mein Vater schaffte es gerade, mich ins Krankenhaus zu bringen (BKH Hall in Tirol), 10 min später war sie auf der Welt. Ich durfte sie kurz ansehen, dann wurde sie sofort in die Kinderstation der Klinik Innsbruck gebracht – wohlgemerkt OHNE mich. In meiner Naivität von damals habe ich mir nichts dabei gedacht und auch aus meiner Familie fand das niemand seltsam.
Einige Stunden später bekam ich Tabletten in die Hand gedrückt, die sollte ich nehmen, damit keine Milch einschießt, denn „dieses Kind kann sowieso nicht gestillt werden“. Auch das stellte damals niemand in Frage.
Erst DREI Tage später wurde ich entlassen und fuhr nach Innsbruck, um mein Töchterchen zu sehen – sie lag im Brutkasten, einen Schlauch in der Nase, durch den sie ernährt wurde. Ich durfte sie nur durch die Öffnungen streicheln, weder herausnehmen noch halten……
Vier Wochen später hatte sie das vorgeschriebene Gewicht von 2500g und durfte nach Hause – von da an durfte ich sie nach meinen Vorstellungen verwöhnen.
Jahre später lernte ich meinen Mann kennen und schon bald kündigte sich Nachwuchs an. Inzwischen war viel Zeit vergangen und ich hatte mich auch weiterentwickelt. Jetzt wohnte ich in Lienz und wurde von einem Arzt betreut, zu dem ich Vertrauen hatte.
Mir war klar, dass ich dieses Mal mein Kind sicher nicht sofort nach der Geburt Fremden überlassen würde und auf jeden Fall wollte ich dieses Kind stillen. Eine Hausgeburt war damals noch nicht möglich (jedenfalls wusste ich nichts davon) aber immerhin durfte man schon nach drei Tagen vom Krankenhaus nach Hause – damals schon eine echt fortschrittliche Entwicklung, die gar nicht so gerne angenommen wurde. Viele Frauen empfanden die Woche im Krankenhaus immer noch als den einzigen Urlaub.
Andreas (Jahrgang 1995) hatte es auch – so wie alle unsere Kinder – recht eilig. Um 22:30 Uhr fuhren wir ins Krankenhaus Lienz, um 23:40 war er schon auf der Welt. Während ich die erste Geburt gar nicht recht mitbekommen habe, habe ich diese doch recht bewusst wahrgenommen. Da alles sehr schnell ging, hatte niemand im Kreissaal Zeit, mich mit „unnötigen“ Dingen zu plagen. Trotz schmerzhafter Wehen ging es mir gut und das Hochgefühl, wenn das Baby dann da ist, lässt einen sowieso alles vergessen.
Ich weiß noch genau, wie glücklich ich war, als Andreas zum ersten Mal an der Brust saugte und ich wusste, dass ich dieses Kind stillen würde.
Andreas habe ich, so wie auch alle weiteren Kinder, das ganze erste Lebensjahr gestillt.
Nach drei Tagen durfte ich endlich nach Hause und ich wusste, dass Geburt auch ganz anders sein kann als ich es bei Romana erlebt hatte.
Elisabeth (Jahrgang 1998) ließ sich etwas länger Zeit – wir waren um 7:00 Uhr im Krankenhaus und um ca. 11:50 war sie da – für mich ein unwahrscheinlich langer Zeitraum. Bei dieser Geburt erlebte ich, was es bedeutet, wenn das Krankenhauspersonal zu viel Zeit für dich hat. Das mag verrückt klingen, aber die Tatsache, dass nicht viel zu tun war, führte dazu, dass man mir zur Beschleunigung der Wehen ein Mittel gab.
Dies führte jedoch dazu, dass die Herztöne des Babys sich sehr verlangsamten. Nur mein Mann merkte das am Wehenschreiber und als er eine Schwester suchte, war zuerst keine zu finden. Als er eine fand ging es plötzlich schnell und ich bekam ein Gegenmittel – da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass es besser ist, nicht zu früh im Krankenhaus zu sein, damit keine Zeit für irgendwelche „Einmischungen“ bleibt.
Die Geburt verlief dann aber ganz problemlos und schon am nächsten Tag verließ ich das Krankenhaus, denn inzwischen gab es die Möglichkeit einer Nachbetreuung zu Hause und diese nahm ich sehr gerne in Anspruch. Kaum zu Hause angekommen merkte ich, dass unser kleines – ein Tag altes Baby – ganz offensichtlich die vertrauten Geräusche erkannte und sofort ganz entspannt einschlief.
Diese Beobachtung gab mir sehr zu denken und führte dazu, dass ich mehr über die Auswirkungen der Umgebung auf das Wohlbefinden des Babys nachdachte.
Etwas mehr als ein Jahr später hatte ich eine Fehlgeburt im 5. Monat. Das war wohl die schwerste Geburt, da sie genau gleich schmerzte aber ich wusste, dass die Lebenschance dieses Babys null war.
Noch heute überrascht es mich, dass die Geburt eines so kleinen Kindes so weh tun kann und trotzdem bin ich für dieses Erlebnis dankbar. Als ich dieses winzige Wesen in meinen Armen hielt und sah, wie fertig und vollkommen so ein kleines Geschöpf schon ist war ich einfach nur fasziniert von diesem Wunder. Es lässt mich das Leben als noch wertvoller empfinden.
Johanna (Jahrgang 2000) kam dann fast genau ein Jahr später zur Welt – vier Wochen vor dem Termin. Auch sie kam sehr schnell zur Welt, meinem Wunsch, sie sofort mit nach Hause zu nehmen, wurde allerdings nicht entsprochen.
Sie wog 2490 g und galt deshalb als Frühgeburt – sofort kam sie in die Kinderstation. Zuerst musste ich Milch abpumpen, später durfte ich sie stillen.
Obwohl sich schon einiges seit meiner ersten Tochter geändert hatte, war mir die Behandlung von Johanna nicht recht:
Vor und nach dem Stillen musste ich sie abwiegen und jemand Fremder entschied, ob sie wohl genug getrunken hat, ich durfte sie nicht zu mir legen, wie ich es bei den anderen gemacht hatte…..
Nach einigen Tagen platzte mir der Kragen und ich nahm sie einfach mit nach Hause – ich wusste, dass sie gesund ist und aufgrund meiner Beobachtungen bei ihren größeren Geschwistern wusste ich, dass es ihr zu Hause auf jeden Fall besser geht – in der gewohnten Atmosphäre, die die Babys auch dann erkennen, wenn sie sie vorher noch nie gesehen haben. Sie wissen einfach, dass sie zu Hause sind.
Wir unterschrieben einen Revers und nahmen Johanna mit nach Hause, eine andere Mutter folgte unserem Beispiel und wir lösten damit – wie ich viel später erfuhr – einen riesen Wirbel beim damaligen Primar der Kinderstation aus. Die weitere Entwicklung von Johanna zeigte mir jedenfalls, dass mein Gefühl richtig gewesen war und ich sie besser gleich mit nach Hause genommen hätte.
Sie war nämlich erst zwei Wochen alt, als sie ihre erste Mittelohrentzündung bekam und ich bin mir tief in meinem Herzen sicher – natürlich wird mir das niemand bestätigen – dass sie den Keim dazu auf der Kinderstation „eingefangen“ hatte. Zu Hause war damals nämlich absolut niemand erkältet oder krank.
Für uns schien damals die Familienplanung beendet zu sein. Mit vier Kindern waren wir schon eine große Familie und als die Kinder größer wurden merkte ich auch, dass es mir gut tut, wieder mehr Zeit für mich zu haben.
Doch das Leben hat manchmal eben andere Pläne und so ergab es sich, dass wir – Johanna war damals schon 7 Jahre alt – erneut über Kinder sprachen. Der Auslöser war die Geburt einer Nichte und meine Beobachtung, wie sehr mein Mann von diesem Baby angetan war.
Ich sprach ihn direkt darauf an, ob er denn noch Kinder haben wolle und daraus entwickelte sich ein ganz wunderbares Gespräch. Wir begannen, das Für und Wider aufzulisten und uns klarzumachen, dass ein Baby alles auf den Kopf stellen würde und unsere ganze bisher gewonnene Bequemlichkeit zunichtemachen würde, es würde finanzielle Belastungen bedeuten, das Auto würde zu klein werden, die Zeit für uns noch knapper und und und ….
Am Ende dieses Gesprächs wussten wir: Kinder wiegen durch die positiven Erlebnisse mit ihnen alles auf und wir wollten noch einmal ganz bewusst von vorne starten…..
Als ich zum Frauenarzt ging, um die Spirale entfernen zu lassen, meinte er erstaunt, dass die ja erst zwei Jahre drin wäre. Ich sagte, dass wir noch ein Baby möchten und sein entgeisterter Gesichtsausdruck war wirklich sehenswert.
In unserem Leben hatte sich in den letzten Jahren sehr viel verändert und wir lebten inzwischen viel bewusster, was sich auch auf das Erleben der Schwangerschaft auswirkte.
Bei den Mutter-Kind-Pass Untersuchungen merkte ich, wie angstbehaftet und risikobetont eine Schwangerschaft plötzlich war. Ich konnte wirklich von Glück reden, dass mein Arzt mich schon so lange kannte und ich bereits das fünfte Kind erwartete. Das gab mir den Bonus, etwas sagen zu können und meine eigene Meinung vertreten zu dürfen.
An den neuen Untersuchungen schreckte mich vieles und ganz besonders die Tatsache, dass auf ein ganz gezieltes Aussondern von möglicherweise kranken Kindern gezielt wird. Da ich schon fast 40 war meinte mein Arzt, ich solle doch lieber eine Fruchtwasseruntersuchung machen.
Diese wird erst nach der 17. Woche gemacht, bis man das Ergebnis hat ist die zwanzigste Woche und dann darf man das Kind ja „entfernen“ – ich habe eine Fehlgeburt in der zwanzigsten Woche gehabt und könnte so ein Kind niemals einfach entfernen!!
Ich und mein Mann verzichteten ganz bewusst auf jede derartige Untersuchung, für uns war jedes Kind lebenswert und außerdem waren uns auch die Gefahren und die vielen falschen Ergebnisse solcher Untersuchungen bewusst.
Junge Frauen, die meine Sicherheit nicht haben, tun mir richtig leid, wenn ihnen schon gleich nach der freudigen Nachricht eine ganze Palette von möglichen Problemen aufgelistet wird. Außerdem steht einem niemand bei, wenn das Ergebnis einer Untersuchung ein vielleicht krankes Kind bedeutet und die Partner sich in ihrer Entscheidung nicht einig sind – ich könnte mir vorstellen, dass es manchmal wirklich besser ist, wenn man nicht alles weiß!
Dass ein Kind gesund auf die Welt kommt ist ein wunderbares Glück – es ist aber keine Garantie dafür, dass es auch gesund bleibt und dieses Risiko werden wir nie mehr los.
Vom ersten Moment der Empfängnis an besteht naturgemäß auch das Risiko, dieses Kind wieder zu verlieren. Sei es in der Schwangerschaft, in der Kindheit oder gerade dann, wenn man davon überzeugt ist, das Kind jetzt gut in die Welt entlassen zu haben. Ob es uns gefällt oder nicht, Leben und Sterben gehören zusammen!
Für uns war diese Schwangerschaft jedenfalls sehr wundervoll, da wir sie noch einmal viel bewusster und intensiver erlebten, als die vorherigen. Besonders Spaß machte uns die Tatsache, dass die Leute uns nicht glauben wollten, dass wir aus ganz bewusster Entscheidung heraus noch ein Kind bekommen wollten. Die meisten glaubten ja, der Nachzügler wäre halt so passiert…
Erst gegen Ende der Schwangerschaft begann ich mich mit dem Thema Geburt auseinanderzusetzen. Eine Freundin hatte 3 Jahre vorher eine Hausgeburt erlebt, die sie als sehr beglückend empfunden hatte.
Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das noch nicht vorstellen. Meine Freundin hatte ihr Baby in der Badewanne bekommen. Diese Möglichkeit hatte ich damals nicht, da mir unser Bad einfach zu alt und ungemütlich gewesen wäre. Ich glaubte damals auch noch, dass eine Geburt mit viel Blut verbunden war – im Krankenhaus hatte das auf mich immer so gewirkt.
Ich dachte an eine ambulante Geburt und so machte ich mich auf die Suche nach einer Hebamme, die mich dann betreuen würde – über meine Freundin kam ich so zu Elisabeth.
Ich rief also an und es kam zu einem ersten Treffen. Ich war noch ganz überzeugt, dass es eine ambulante Geburt werden würde als ich Elisabeth traf. Nachdem ich ein bisschen von mir und meiner Einstellung erzählt hatte fragte sie mich, ob ich denn nicht über eine Hausgeburt nachgedacht hätte. Ich sagte nein und argumentierte mit dem „möglichen Schmutz“ und dass ich eigentlich nicht wüsste, wo im Haus ich das Kind bekommen möchte. Unser Schlafzimmer erschien mir als nicht passend, das Bad zu klein und ungemütlich, im zweiten Bad gibt es keine Badewanne ….
Sie meinte dann ganz einfach: Na hier in der Stube! Sie beschrieb mir dann den Ablauf der Hausgeburt und die Möglichkeiten und ich merkte, dass ich langsam meine Vorstellungen von Geburt änderte. Trotzdem konnte ich noch nicht gleich zustimmen.
Den Ausschlag gab mein Mann, dem ich später von meinem Gespräch mit Elisabeth berichtete. Er meinte ganz einfach: Na klar, warum soll das Baby nicht zu Hause zur Welt kommen! Das ist sicher viel entspannter und ruhiger als im Krankenhaus!
Nicht eine Sekunde hatte er irgendwelche Bedenken – im Gegenteil! Er spürte sofort, dass eine Hausgeburt ihm die Möglichkeit gab, die Ankunft unseres Babys ganz intensiv zu erleben und in einer Art mithelfen zu dürfen, die im Krankenhaus niemals möglich ist. Dass die Umgebung zu Hause viel gesünder und besser für das Baby ist, war für ihn ebenfalls klar.
So stand also unser Entschluss für eine Hausgeburt fest und bei meinem nächsten Arzttermin informierte ich den Frauenarzt darüber. Er war schlichtweg entsetzt und meinte, ich solle mir das noch einmal gut überlegen! Außerdem findet er es verantwortungslos von einer Hebamme, sich etwas zuzutrauen, dass nicht einmal er sich nach 30 Jahren Arzt zutrauen würde – seltsamerweise bestärkte gerade diese Aussage mich erst recht.
Eine Woche später traf ich mich wieder mit Elisabeth und sie erklärte mir alles, was ich wissen wollte, gab mir eine Einkaufsliste und ich besorgte schon mal alles.
Als dann die Wehen einsetzten war ich schon sehr aufgeregt, wie das wohl ablaufen würde. Es war 19:00 Uhr und die „Großen“ noch nicht im Bett – alle waren zu Hause in ihren Zimmern. Um ca. halb acht kam Elisabeth und bereitete alles vor und dann ging es schnell: Ich entschied mich für die Geburt am Hocker, Heinz saß hinter mir auf der Bank und konnte mich so gut halten. Und so erlebte ich – beim fünften Kind – zum ersten Mal, wie hilfreich die Schwerkraft ist.
Um 20:15 war Anton (Jahrgang 2008) geboren – in unserer Stube, die in den fast 200 Jahren ihres Bestehens sicher schon viel erlebt hat. Es war, als ob die Welt den Atem angehalten hätte und die Zeit schien stillzustehen – in diesem Moment bist du einfach nur im Einklang mit allem!
Für uns war es ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das durch nichts gestört wurde. Keine piepsenden Geräte, kein hektisches Personal und vor allem keine Fremden, die dir irgendetwas vorschreiben wollen, was du zu tun hättest.
Die Anwesenheit von Elisabeth war so einfühlsam und behutsam, sie hielt sich zurück und lies die Geburt einfach geschehen – trotzdem fühlten wir uns in jedem Moment sicher aufgehoben.
Einen besseren Start ins Leben kann ich mir seitdem nicht mehr vorstellen!
Und was das Blut, die Nachgeburt, das Fruchtwasser und was eben noch so dabei ist betrifft – ich war überrascht, wie wenig das war und Elisabeth entsorgte es in wenigen Minuten.
Die Nachgeburt haben wir nach altem Brauch unter der Holunderstaude im Garten eingegraben.
Ein Nachzügler ist eigentlich immer allein und so kam es, wie es kommen musste – noch ein Baby kündigte sich an.
Bei Jakob (Jahrgang 2010), unserem Jüngsten, war von Anfang an klar, dass es wieder eine Hausgeburt werden würde. Inzwischen war mein Frauenarzt in Pension gegangen und mein jetziger Arzt ist glücklicherweise sehr offen für alternative Angebote und auch Hausgeburten sieht er sehr positiv. Er unterstützt Frauen, die sich dafür entscheiden und arbeitet mit der Hebamme zusammen – so sollte es auch sein.
Die Geburt von Jakob setzte allen bisherigen Geburten noch die Krone auf: Ich hatte ja gedacht, dass ich schon einiges erlebt hätte und nichts mehr „Neues“ kommen könne. Das sollte man nie denken!
Ich erwachte an diesem Tag um 5:00 Uhr, um auf die Toilette zu gehen und legte mich dann wieder ins Bett. Ich muss auch wieder eingeschlafen sein, erwachte aber 10 min später durch eine Wehe.
Ich rief Elisabeth an, weckte meinen Mann und wir richteten alles her. Jetzt kamen die Wehen schon sehr häufig und intensiv. Ich war sehr froh, dass Heinz stark genug ist, um mich zu halten und zu stützen. Trotz der Schmerzen fühlte ich etwas ganz besonderes und irgendwie war es, als ob ich in einer Form von Ekstase wäre.
Es war ein Moment in dem man absolut im Hier und Jetzt ist. Ich kann es einfach nur als tiefgreifenden schöpferischen Augenblick beschreiben – alles ist gut.
Und im nächsten Moment war der kleine Jakob auf der Welt – es ist einfach ein Wunder – bevor ich noch richtig merkte, dass ich Presswehen hatte, war er auch schon auf der Welt!
Die beiden Hausgeburten haben mir persönlich sehr viel gegeben. Mir wurde dadurch bewusst, wie viel Kraft in uns Frauen steckt und wie wenig wir davon wissen.
Heute haben viele Frauen Angst vor der Geburt, weil die Gesellschaft es ihnen so vorlebt. Die Schwangerschaft und die Geburt sind zum Geschäft der Medizin geworden.
Durch das Fehlen der engen Verbundenheit von Frauen in früheren Kulturen ist viel Bewusstsein verloren gegangen – Frauen haben den Bezug zu sich selber verloren, sind oft entwurzelt und unsicher.
Sie wollen alle Verantwortung jemand anderem übergeben. Schmerzen auszuhalten wird als unnötig empfunden – schließlich gibt es ja Schmerzmittel. Und da in unserer schnelllebigen Zeit alles geplant sein will werden nun auch Kaiserschnitte nach Termin angeboten…..
Die Errungenschaften der modernen Medizin haben sicher auch ihre Berechtigung und es gibt Mütter und Kinder, die durch einen Kaiserschnitt oder andere Behandlungen gerettet worden sind. Manche Frau kann sich vielleicht auch wirklich nur die Geburt im Krankenhaus als optimale Lösung vorstellen.
Aber allen, die sich eine Hausgeburt vorstellen können, möchte ich Mut machen, dies zu tun. Es ist ein Erlebnis, das ganz einzigartig ist!
Hebammen haben jahrhundertelang Frauen betreut und bei den Geburten unterstützt, ihr Wissen wurde immer weitergetragen. Es ist die urweibliche Kraft, die uns hilft und uns unterstützt, wenn wir es zulassen.
Meine großen Töchter haben erleben dürfen, dass Schwangerschaft und Geburt zum Leben ganz selbstverständlich dazugehören und werden später ihre eigenen Schwangerschaften auch ganz anders erleben.
Wir Frauen dürfen uns wieder daran erinnern, dass der Großteil der Weltbevölkerung zu Hause geboren wurde und dass seit Tausenden Jahren – lassen wir uns doch nicht einreden, dass unser Körper das nicht kann!
So wie auch in anderen Lebensbereichen sollten wir unseren Töchtern lernen, die Verantwortung für sich selber niemand anderen zu überlassen. Wir haben die Kraft, die Energie und die Fähigkeit, Babys zur Welt zu bringen. Uns dabei gegenseitig zu unterstützen sollte selbstverständlich sein.
Heinz meint – als Mann – dazu, dass jedes Lebewesen seine Nachkommen in der gewohnten Umgebung auf die Welt bringt – warum nicht auch wir Menschen? Für ihn waren die Hausgeburten ebenso wunderbar wie für mich und der Bezug zu den Kindern ein ganz anderer – schließlich durfte er sie im wahrsten Sinn des Wortes selber in Empfang nehmen.
Und was die Tage nach der Geburt betrifft – zu Hause ist man gut beschützt, man fühlt sich wohl und es wird einem auch niemand verübeln, wenn man die Tür abschließt und das Telefon ausschaltet. Der Moment der Stille und Unendlichkeit, denn man währen der Geburt erlebt, darf ruhig einige Tage andauern!
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