Auf die Idee zu Hause zu gebären bin ich eigentlich gekommen, weil ich mich schon vor der Empfängnis mit allen möglichen Themen zu Schwangerschaft, Stoffwindeln und Geburt beschäftigt habe und diverse Blogs durchgelesen bzw. Videos auf Youtube angeschaut habe. Daraufhin habe ich mich um eine freiberufliche Hebamme, die Hausgeburten durchführt, in der Nähe umgesehen. Bin dann auf die Homepage www.inslebenbegleiten.at gestoßen und beim Durchlesen der Leitgedanken war für mich sofort klar, dass diese Anschauungen genau meinen Vorstellungen entsprechen und ich konnte mich damit zu 100% identifizieren. Mein Mann wusste zu dieser Zeit logischerweise noch nichts davon. Auch als ich schwanger wurde, konnte er sich lange nicht auf den Gedanken einlassen Vater zu werden. Ich habe ihn aber von Anfang an überall integriert und das hat seine Vaterbeziehung zum ungeborenen Kind erheblich gestärkt.
In der 20. SSW habe ich dann Kontakt zu meiner Hebamme aufgenommen und mit ihr einen Termin für ein erstes Beratungsgespräch fixiert. Ich habe meinen Mann zwar eingeweiht, dass für mich die Idee einer Hausgeburt in Frage kommen könnte, habe ihn mit dem Beratungsgespräch aber eigentlich ganz zwanglos mit dem Thema konfrontiert, so dass er sich im Laufe des gemeinsamen Gespräches ein Bild über die Hebamme als Person und die Hausgeburt an sich machen konnte. Nach dem ersten Kennenlernen war für uns beide sofort klar, dass wir eine Hausgeburt wollen. Es hat einfach alles unseren Vorstellungen entsprochen. Die einzigen Unsicherheiten waren zum einen die Tatsache, dass ich erstgebärend war und die Jahreszeit des Geburtstermins mit eventuellen Schneemengen, welche die Anfahrt zur Geburt erheblich erschweren könnten. Seitens der Hebamme bestanden hier aber keine Einwände und so haben wir ihr voll und ganz vertraut. Natürlich konnten wir es mit unserem Wunsch einer Hausgeburt nicht jedem Recht machen und es gab auch viele Stimmen aus der Familie und dem näheren Verwandtenkreis, die uns davon abhalten wollten. Viele haben uns auch als unverantwortlich abgestempelt und uns nicht zugetraut, dass die Geburt eigentlich etwas ganz natürliches ist und sehr wohl auch ohne Krankenhaus möglich ist. Das war für uns sicher nicht sehr positiv, hat uns aber in unserem Vorhaben eigentlich sogar noch vielmehr bestärkt.
Die Vorsorgetermine haben bei mir schon in der 32. SSW begonnen, weil mich meine Gynäkologin wegen der Beckenendlage, in der sich das Kind zu dem Zeitpunkt immer noch befand, ziemlich verunsicherte und uns eigentlich ziemlich auf die Aussichtslosigkeit einer Veränderung hingewiesen hat, was für uns so viel wie einen drohenden Kaiserschnitt bedeutet hat. Die Kindslage wurde von meiner Hebamme wöchentlich kontrolliert und zur Förderung der Schädellage habe ich jeden Abend Übungen wie z.B. die Indische Brücke etc. sowie zusammen mit meinem Mann Moxibustion durchgeführt. Das war gleichzeitig ein schönes gemeinsames Ritual, in dem wir uns auch ganz bewusst Zeit für unser ungeborenes Kind genommen haben. Aufgrund der Tatsache, dass ich sehr viel Fruchtwasser hatte, war unser Kind bis zum Schluss sehr beweglich und es hat uns sehr lange im Ungewissen gelassen, ob es sich überhaupt noch mit dem Kopf nach unten drehen will. Doch mit viel bewusster Zeit für das Kind und positiven geburtsvorbereitenden Gedanken hat es dann geklappt und ab der 35. SSW begannen die ganz normalen Vorsorgetermine mit Akupunktur und Geburtsvorbereitung. Grundlegend war meine gesamte Schwangerschaft unauffällig und ich hatte zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Beschwerden.
In der SSW 39+2 war es dann soweit, wahrscheinlich als Folge eines langen Spazierganges. Es war dies in der Nacht von Freitag auf Samstag, den 27.12., wo die erste Zeichnungsblutung einsetzte. Diese war begleitet mit einem Ziehen im Rückenbereich. Durch die Aufregung konnte ich die restliche Nacht nicht mehr schlafen. Am Morgen bin ich wieder mit einem Ziehen im Unterbauch wach geworden. Ich habe dann auch meine Hebamme kontaktiert, die meinte, dass die Geburt im Laufe des Tages bzw. in der Nacht oder überhaupt erst in ein paar Tagen einsetzen wird. Die darauffolgende Nacht hatte ich keinerlei Beschwerden und habe sehr viel und gut geschlafen – die Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Am Sonntag, den 28.12. bin ich wieder sehr lange spaziert, was zum Ende hin doch schon sehr beschwerlich war und ich nur mehr sehr langsam gehen konnte, weil der Druck auf das Becken doch schon sehr groß war. Am späten Nachmittag ist dann wieder sehr viel dunkelroter Schleim abgegangen. Am Abend hab ich das erste Mal bemerkt, dass der Bauch immer wieder hart wurde und auch das Kreuzbein geschmerzt hat. Nach Mitternacht, nach nicht einmal zweieinhalb Stunden Schlaf bin ich aufgewacht und hatte von da an alle zehn Minuten leichte Kontraktionen und Schmerzen im Kreuzbein. Auch das Kind war sehr aktiv und hat sich nochmal von einer Seite auf die andere gedreht und wieder zurück. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob das schon richtige Wehen sind, weil sie eigentlich nicht sehr schmerzhaft waren, jedoch schon in so einer Intensität, dass ich sie veratmen musste. Gegen 10:30 Uhr am Montag, den 29.12., ist dann endlich der Schleimpfropf abgegangen. An diesem Tag war ein ganz normaler Vorsorgetermin geplant. Gegen 13:00 Uhr ist meine Hebamme eingetroffen und ich habe von meinen leichten, aber regelmäßigen Wehen erzählt, die ich nun schon seit zwölf Stunden hatte. Daraufhin hat sie meinen Muttermund abgetastet und festgestellt, dass dieser schon 3 cm geöffnet war. Da sie noch einige Hausbesuche zu erledigen hatte, riet sie mir noch etwas zu essen, spazieren zu gehen, ein Bad zu nehmen und vor allem noch etwas zu schlafen. Mit diesem Programm war ich ohnehin bis zum Abend beschäftigt. Der Spaziergang war schon sehr schmerzhaft, weil jegliche Erschütterung heftige Schmerzen im Kreuzbein auslöste. An Schlaf war zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu denken, weil die Intensität der Wehen nun doch schon ziemlich zugenommen hatte. Nach 17:00 Uhr hat meine Hebamme angerufen und sich nach meinem Befinden erkundigt. Sie beschloss daraufhin sich auf den Weg zu machen. Nach 18:00 Uhr hab ich meinen Mann gebeten, dass er nun doch den Raum, in dem die Geburt stattfinden sollte, vorbereiten möge, d.h. Teppich entfernen, Polstermöbel abdecken etc., da die Schmerzen nun immer stärker wurden. Ich habe mir meine eigens vorbereitete Musik eingeschaltet, die ich auch schon die Wochen vorher zum Entspannen verwendet habe, sowie das Licht gedämpft und eine Duftlampe mit Lavendelöl angemacht. Zu den Teelichtern bin ich nicht mehr gekommen, dafür waren die Wehen schon zu stark. Gegen 18:30 Uhr ist meine Hebamme eingetroffen und als ob ich intuitiv wusste, dass ich mich nun endlich fallen lassen kann, haben sich die Wehen nochmals verstärkt. Beim Abtasten des Muttermundes wurde festgestellt, dass dieser nun schon 8 cm geöffnet war. Die Geburt stand nun also kurz bevor. Irgendwie habe ich nicht damit gerechnet, dass sich das ganze so beschleunigt. Vor allem habe ich mich darauf versteift, so lange zu warten, bis der Abstand zwischen den Wehen sich auf alle fünf Minuten verkürzt, so wie man es im Geburtsvorbereitungskurs eben gehört hat, sonst hätte ich meine Hebamme schon früher kontaktiert. Der Abstand blieb aber bis zu dem Zeitpunkt wo meine Hebamme gekommen ist bei zehn Minuten. Somit brachte die Vorbereitung der Utensilien für die Geburt noch einmal eine etwas Unruhe in den Raum, aber es ging einfach alles schneller als gedacht. Ich setzte mich zuerst auf den Gymnastikball, habe es in dieser Position aber nicht lange ausgehalten, weil die Schmerzen im Kreuzbein doch schon erheblich waren. Deshalb bin ich dann auch in den Vierfüßlerstand gewechselt, wo gegen 19:20 Uhr dann auch schon die Fruchtblase geplatzt ist. Das war zum einen eine ungeheure Erleichterung, zum anderen ging es dann erst richtig los. Der Druck auf das Kreuzbein war enorm und mein Mann wollte mich noch mit Öl massieren, aber die Schmerzen waren zu stark. Er stützte mich von hinten um mir den Druck zu nehmen. Die Position im Vierfüßlerstand war kaum mehr auszuhalten, aber ich habe die Wehen veratmet, bis ich dann erstmalig mitpressen musste und dann für die Austreibungsphase auf den Gebärhocker durfte, wo mein Mann mich von hinten stützte. Auf dem Gebärhocker war der Druck auf das Becken so groß, dass ich kaum mehr sitzen konnte und schon einen Krampf in den Oberschenkeln bekam. Ein zwischenzeitliches Aufstehen hatte ich gleich wieder abgebrochen, weil das noch schlimmer war. Somit musste ich die Presswehen in der Position durchhalten. Diese Phase der Geburt habe ich als extrem schmerzhaft empfunden und der Druck im Geburtskanal war enorm. Vor allem weil ich kein Zeitgefühl hatte und als Erstgebärende nicht wusste, wie lange ich in dieser Position noch verharren musste. Zu dem Zeitpunkt half einfach keinerlei Vorbereitung mehr, die man vor der Geburt vorgenommen hatte, der Körper hatte sich schlichtweg verselbstständigt. Ich konnte mir den Schmerz nur noch mittels durchdringender Schreie erleichtern. Ich spürte wie der Kopf die engste Stelle passierte und durfte ihn dann auch tasten. Während der ganzen Zeit hat mir meine Hebamme immer gut zugeredet und mich bestärkt, sowie meine Hand gehalten, was mir ungeheure Kraft verliehen hat. Und auf einmal merkte ich, dass mit einer Wehe der Kopf geboren war und unmittelbar darauf lag das Kind, ein Junge, schon auf dem Boden und hat uns mit offenen Augen schreiend angeblickt. Diesen Augenblick werde ich nie vergessen. Er war so schön und sauber, nur ein kleines Blutfleckchen war auf seinem Kopf zu sehen, ansonsten hätte er gar nicht gebadet werden brauchen. Mit der nächsten Wehe war auch schon die Plazenta geboren. Als die Nabelschnur auspulsiert hatte, durfte ihn mein Mann abnabeln. Danach durfte ich ihn stillen und er hat auch gleich getrunken. Als er fertig war, wurde er zur Entspannung trotzdem in einem Babybadeeimer gebadet. Er war sehr ruhig und hat sein Bad sichtlich genossen. Nach ca.2-3 Stunden, nachdem die üblichen Untersuchungen durchgeführt und alles wieder sauber gemacht und desinfiziert worden war, hat sich unsere Hebamme auf den Heimweg gemacht und wir waren mit unserem Baby alleine und konnten uns gegenseitig kennenlernen. Wenn ich an die Geburt zurückdenke begleiten mich überwältigende Glücksgefühle. Es war einfach alles so beeindruckend und wunderschön, obwohl schlussendlich alles sehr schnell gegangen ist und ich die Hausgeburt an sich gerne noch mehr „genossen“ hätte. Aber es ist alles gut gegangen, der Kleine ist gesund und ich habe mein erstes Kind zuhause zur Welt gebracht, dort wo es gezeugt wurde. So schließt sich der Kreislauf.
Was ich an der Betreuung durch meine Hausgeburtshebamme sehr geschätzt habe ist, dass man durch die Vorsorgetermine ab der 35. SSW eine persönliche Beziehung zur Hebamme sowie Vertrauen aufbauen konnte. Sie hat mich als Frau bestärkt und mir Mut gemacht, dass eine Geburt eine ganz natürliche Sache ist. Was mir im Gegensatz zu den üblichen Vorsorgeterminen beim Gynäkologen besonders gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Hebamme das Kind „begreifen“ konnte. Dieses ganz einfache Abtasten des Bauches und eruieren der Kindslage ist scheinbar bei einem Gynäkologen nur durch externe Hilfsmittel wie Ultraschall möglich. Auch konnte man dort bis dato nie die Herztöne des Kindes hören. Erst als die Hebamme die Herztöne überprüft hat, konnte ich mein Kind zum ersten Mal auch hören, was auch ein besonderer Moment für uns werdende Eltern war. Bei der Geburt selber wurden die Herztöne punktuell mit und ohne Wehen überprüft, im Gegensatz zur Dauerüberwachung mittels CTG im Krankenhaus, was für Mutter und Kind doch während der Geburt vom Wesentlichen ablenkt und die Bewegungsfreiheit einschränkt. Aber das Wertvollste war, dass die Hebamme einen zum Zeitpunkt des größten Geburtsschmerzes nicht, wie so oft im Krankenhaus, zur Medikation verleitet hat, sondern Mut und Zuversicht ausspricht, dass man es schaffen kann. Diese seelische Unterstützung ist sehr viel wert und verleiht unheimliche Kräfte.
Meinen Geburtsbericht aufzuschreiben bedeutet für mich die Geburt noch einmal bewusst zu durchleben und andere Frauen zu ermutigen, welch schöne Erfahrung eine Hausgeburt für alle Beteiligten sein kann. Auch für das Kind ist dies ein wundervoller Eintritt in dieses neue Leben. Ich hoffe, dass sich auch junge Hebammen wieder dieser herausfordernden aber wunderschönen Tätigkeit berufen fühlen und ihnen dazu seitens der Politik nicht die Chancen dazu verwehrt werden, auf dass die Möglichkeit einer Hausgeburt noch für viele Frauen erlebbar bleiben wird.
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